Effects of Selection for Egg Yield on the Behaviour of Laying Hens
bearbeitet am Institut für Tierschutz und Tierhaltung
Eines der grundlegenden Probleme des heutigen Tierschutzes ist der Speziesismus – die häufige Annahme, dass Tiere mit bestimmten kognitiven Fähigkeiten leidens- und empfindungsfähiger seien als andere. Unterdessen sind die kognitiven Fähigkeiten vieler Tiere, insbesondere die der Nutztiere, noch weitestgehend unerforscht. Gleichzeitig führte die intensive Selektion der letzten Jahrzehnte auf maximierte Leistungsmerkmale von Nutztieren zu enormen phänotypischen Anforderungen an diese Tiere. Ein gutes Beispiel hierfür sind Legehennen.
In meiner Doktorarbeit habe ich an dieser kritischen Schnittstelle zwischen den Auswirkungen der intensiven Selektion auf das Verhalten und dem generellen Verständnis kognitiver Fähigkeiten von Legehennen angesetzt. Ziel meiner Arbeit war es, die Effekte der modernen intensiven Selektion auf verschiedenen verhaltensbiologischen Ebenen zu untersuchen. Hierfür konnte ich im Adapt-Huhn Projekt, in dem verschiedene Fachinstitute des FLI ihre Expertise einbrachten, arbeiten.
Eine der methodischen Stärke meiner Arbeit und des Adapt-Huhn Projektes, war das verwendete Vier-Hühner-Linienmodell. In allen Versuchen untersuchte ich Legehennen von vier unterschiedlichen Herkünften, die systematisch in zwei entscheidenden Faktoren, Phylogenie und Legeleistung, variierten (siehe Abbildung 1). Diese strukturierte und balancierte Modellauswahl ist neu im Vergleich zu früheren Versuchen und bietet so eine systematischere Herangehensweise an ausgewählte Fragestellungen.
In vier peer-reviewed Publikationen in internationalen Fachzeitschriften konnte ich meine Ergebnisse über dieses wichtige Thema veröffentlichen. Die umfangreichste Studie, über die kognitiven Fähigkeiten und das Lernverhalten von Legehennen verdeutlicht die Notwendigkeit dieser Grundlagenforschung auch für die zukünftige angewandte Nutztierhaltung. Ich konnte zeigen, dass insbesondere die hochselektierten Legehennen sehr gut lernen können und flexibel auf ihre Umwelt reagieren können.
Ein grundlegend besseres Verständnis von den individuellen, flexiblen und komplexen Fähigkeiten der Legehennen wird es uns ermöglichen, diese Tiere entsprechend ihrer Bedürfnisse angemessener zu halten und diese Tiere auch in der Gesellschaft mehr zu achten.
Schematische Abbildung des Vier-Hühner-Linienmodells mit zwei phylogenetischen Abstammungen und der divergenten Selektion auf Legeleistung.
Abb.: A. Dudde