Auswirkungen der Körperkondition vor dem Abkalben und des Kraftfutteranteils in der Ration nach dem Abkalben auf die Leistung, die Mobilisierung von Fettgewebedepots, die Pansen-pH-Parameter, die mikrobielle Effizienz und die Tiergesundheit während der Übergangszeit bei Milchkühen.
bearbeitet am Institut für Tierernährung
Das Thema Tierwohl erfährt auch in der Wissenschaft immer mehr Aufmerksamkeit. Die Vereinbarung mit ökonomischem Handeln gestaltet sich dabei aber oftmals schwierig. Als besonders kritische Zeit gilt bei Milchkühen in diesem Zusammenhang die Transitphase. Mit dem Ereignis der Abkalbung und dem Wechsel von Trächtigkeit zu Laktation erhöht sich der Energiebedarf der Transitkuh abrupt, was in einer negativen Energiebilanz resultiert. Kommt es dabei zu einer übermäßigen Mobilisierung von Körperfett zur Freisetzung von Energie, können sich Ketonkörper anreichern und Stoffwechselerkrankungen wie Ketose können entstehen. Dabei kann eine zu hohe Körperkondition vor der Kalbung das Risiko zusätzlich erhöhen. In der Praxis werden zudem oftmals höhere Kraftfutteranteile gefüttert, um das Energiedefizit abzuschwächen. Durch den Abbau der schnell fermentierbaren Kohlenhydrate zu kurzkettigen Fettsäuren, kann der Pansen der Kuh azidotisch werden. Sind diese Prozesse nicht optimal auf einander eingestellt, kann es zu weiteren gesundheitlichen Problemen kommen.
In der vorgestellten Studie wurde ein Fütterungsversuch mit 60 Deutsche Holstein Kühen durchgeführt. Dabei war das Ziel, den Einfluss der Körperkondition sowie den Effekt unterschiedlich hoher Kraftfutteranteile in der Ration auf Leistungsparameter, den Energiestoffwechsel, die Pansenfermentation, sowie verschiedene Gesundheitsparameter zu untersuchen.
Die vorliegende Studie konnte zeigen, dass der Effizienzbegriff kritisch betrachtet werden muss, da eine hohe Effizienz meist mit einer stark negativen Energiebilanz assoziiert ist. Eine erhöhte Kraftfuttergabe führte zwar zu einer erhöhten Trockenmasseaufnahme und damit zu einer weniger starken negativen Energiebilanz, die Milchleistung wurde dadurch jedoch nicht positiv beeinflusst. Tiere, die einen geringeren Kraftfutteranteil bekamen, erzielten sogar höhere Effizienzwerte. Auch die mit einer forcierten Fettmobilisierung einhergehenden erhöhten Ketonkörperkonzentrationen waren von der unterschiedlichen Fütterung nicht beeinflusst. Tiere mit einer erhöhten Körperkondition zeigten jedoch eine stärkere Fettdepotsmobilisierung. 70 % der negativen Energiebilanz konnte durch die Mobilisierung der in den Körperfettdepots gespeicherten Energie gedeckt werden (Abb. 1).
Auch konnte in dieser Studie gezeigt werden, dass die Rationszusammensetzung allein keinen signifikanten Einfluss auf den Pansen nimmt. Vielmehr wurde deutlich, dass das individuelle Fressverhalten und die tatsächliche Kraftfutteraufnahme eine wichtige Rolle spielen, und dass vor allem den täglichen pH-Verläufen Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte.
Abbildung 1: Durchführung von Ultraschallmessungen zur Erfassung der Körperfettmobilisierung.
Abb.: modifiziert nach Raschka et al 2016; Raschka, C., Ruda, L., Wenning, P., von Stemm, C.-I., Pfarrer, C., Huber, K., Meyer, U., Dänicke, S., Rehage, J. 2016. J. Anim. Sci. 94: 2821-2834.